Irgendwann ist sie gekommen – die Zeit des Abstillens. Für die einen geht eine sehr emotionale und intensive Phase mit ihrem Baby zu Ende. Andere hingegen freuen sich wieder auf etwas mehr Flexibilität und Ungebundenheit in ihrem leben. Fast alle stellen sich aber die Frage, wie man die Stillbeziehung am besten beendet. Einfach mit dem Stilen aufhören? Langsam Beikost geben, welche die Muttermilch nach und nach ersetzt, oder doch so lange warten, bis das Kind von alleine die Brust verweigert? Wir sagen dir, welche Möglichkeiten es gibt und warum wir das Sanfte Abstillen bevorzugen.
Wie lange sollen Kinder gestillt werden?
Eine sehr kontroverse Frage, die mit einer genauen Zeitangabe nicht beantwortet werden kann. Einen ersten Anhaltswert liefert die WHO in ihrer offiziellen Puplikation von 2021 (welche heute noch gültig ist, Stand Feb 2023), die auf Wissenschaftliche Studien beruht. Dabei sollte die Mindeststilldauer bei 6 Monate liegen. In dieser Zeit benötigt das Kind weder Beikost noch Trinken und deckt seinen Nährwertbedarf komplett mit der Muttermilch ab. Es ist sogar vorteilhaft für den Säugling in dieser Zeit vollgestillt zu werden, da die Muttermilch noch weitere Stoffe beinhaltet, die sich positiv auf den Margen-Darm Trakt auswirken und vor Infekten schützen.
Wenn du mehr über die Zusammensetzung der Muttermilch wissen möchtest, empfehlen wir dir unseren spannenden Artikel zur Muttermilch Farbe.
Auch wurde bei Säuglingen, die in den ersten 6 Monaten vollgestillt wurden, eine bessere motorische Entwicklung beobachtet.
Um bei der Empfehlung der WHO und dabei auf wissenschaftlichen Studien zu bleiben, wird ein Weiterstillen bis zum 2. Lebensjahr empfohlen. Hierbei geht es um ein bedarfsgerechtes Stillen, wenn das Kleinkind dies fordert. Vor allem wird hier auf den Umstand verwiesen, dass Säuglinge, die die Beikost verweigern (z.B. aufgrund von einem Infekt), weiterhin die Muttermilch bevorzugen. Auch in diesem Zeitraum bietet die Muttermilch allerhand Nähr- und Abwehrstoffe, die das Kind rundum versorgt.
Betrachtet man das natürliche Abstillalter des Menschen, so liegt dieses sogar zwischen 3 – 7 Jahren!
Wann ist für mich der richtige Zeitpunkt zum Abstillen?
Dies ist eine Entscheidung, die sehr individuell ist und von vielen Faktoren abhängt. Unserer Meinung nach, ist der perfekte Zeitpunkt dann gekommen, wenn es sowohl für die Mama als auch das Baby passt. Hier gibt es keine Regeln und Angaben, denn das darf jede Familie für sich bestimmen. Wichtig ist, dass alle Bedürfnisse berücksichtigt werden. Denn auch das Abstillen ist ein wichtiger Teil der Stillbeziehung zwischen Mutter und Kind.
4 Arten des Abstillens
Kommt es nun zum Zeitpunkt, an dem die Stillbeziehung ein Ende findet, ist die Frage, wie diese am besten beendet wird. Es soll schließlich für Mutter und Kind angenehm sein. Allerdings wird nicht jede Stillzeit so beendet, wie man sich das ursprünglich vorgestellt hat. Diese 4 Möglichkeiten stehen dir zur Verfügung:
Natürliches Abstillen
Die Wohl „ursprünglichste“ Art des Abstillens. Man stillt so lange weiter, bis das Kind von alleine nicht mehr an die Brust möchte. Hierbei nimmt die Mutter keinen Einfluss auf den Zeitpunkt des Abstillens, sondern das Baby bestimmt von alleine das Ende der Stillbeziehung. Wenn du jetzt an die oben genannten 7 Jahre des natürliches menschlichen Abstillalters denkst, dann sei unbesorgt – meist stillen sich die Kinder viel früher von alleine ab. Die Umwelt wird immer interessanter, Ablenkung überall und gerade beim gemeinsamen am Tisch sitzen und essen rückt die Nahrung immer mehr in den Vordergrund. Ganz automatisch wird die Brust immer uninteressanter und die Nährstoffe werden von anderer Quelle bezogen. Somit kann es auch beim natürlichen Abstillen sehr schnell gehen. Sobald vom Kind weniger Bedarf an die Brust gemeldet wird, wird auch automatisch die Milchproduktion zurückgefahren. Das kommt dem Kind und auch der Mutter zugute. In der Regel entstehen dabei am Ende weniger Probleme mit Milchstaus, da der Körper auf natürliche Weise immer weniger Milch bildet, bis sie schließlich ganz ausgeht.
Sanftes Abstillen
Das sanfte Abstillen beinhaltet viele Elemente des natürlichen Abstillens. Ist der Entschluss zum Abstillen gefallen, versucht man nach und nach eine Stillmahlzeit auszusetzen und diese mit Beikost zu ersetzen. Auch Wasser sollte immer angeboten werden. Beim sanften Abstillen geht es nicht darum nach einem genauen Zeitraum die Stillbeziehung zu beenden, sondern vor allem dem Baby die Möglichkeit zu geben, selbst (mit etwas Nachhilfe in Form von Beikost) den Zeitpunkt zu bestimmen. Nachts kann anstatt der Brust auch mal Wasser angeboten werden. Es ist also vielmehr ein schleichender Prozess, der die Stillzeit beendet, wobei das Ziel dabei schon gezielt das Abstillen ist. Das Baby wird dabei einfach ganz sanft geleitet bzw. unterstützt. Wenn das Kind schon ein gewisses Alter erreicht hat, wird dieser Prozess auch immer einfacher. Wie beim natürlichen Abstillen rücken für das Kind hierbei immer mehr spannende Dinge in den Vordergrund und die Aufmerksamkeit zur Brust der Mutter lässt immer mehr nach. Auch hier wird mit zunehmender Beikost und Verringerung der Brustmahlzeiten die Milchproduktion gedrosselt. Dieses Vorgehen verringert auch die Chance auf einen Milchstau oder einer Brustentzündung durch das Abstillen. Die ganze Abstillzeit kann sich über mehrere Monate strecken. Genug Zeit also für Mutter und Kind, sich mit dem Ende der Stillzeit anzufreunden.
Schnelles Abstillen
Beim schnellen Abstillen wird das Ersetzen der Stillmahlzeit durch Beikost deutlich mehr in den Fokus gerückt. Hier werden die Bedürfnisse des Kindes tendenziell mehr außen vor gelassen, was zu deutlich größeren Probleme der Mutter-Kind-Beziehung führen kann. Das Kind kann dabei sehr gestresst werden, weil die Brust ja nicht nur der Nahrungsaufnahme dient, sondern auch Geborgenheit und Schutz für das Baby bedeutet. Gerade der Beginn des schnellen Abstillens kann dabei mit vielen Tränen verbunden sein. Allerdings gibt es Situationen im Leben, die ein schnelles Abstillen rechtfertigen können. Beispielsweise kann es vorkommen, dass die Mutter große Probleme beim Stillen hat. Ständige Infekte, Milchstau, Entzündungen rund um die Brustwarze können die Stillzeit zu einem sehr schmerzhaften Erlebnis machen. Helfen auch keine Tipps von Hebamme/Stillberater/Arzt mehr und auch Hilfsmittel wie Stillhütchen, Brustwickel oder Salben sind ausgeschöpft, bleibt nur das schnelle Abstillen als Lösung. Hierbei kann die Milchproduktion auch medikamentös unterdrückt werden, damit ein schnelles Abstillen, zusammen mit der Gabe von Beikost, erfolgreich gelingt.
Sofortiges / Abruptes Abstillen
Es gibt Dinge im Leben, die nicht vorhersehbar sind. Auch nicht während der Stillzeit, die diese sofort beenden lassen. Erkrankt die Mutter schwerwiegend und ist zur Behandlung auf Medikamente angewiesen, die schädliche Stoffe der Muttermilch weitergeben, muss eine Stillbeziehung sofort beendet werden. Auch eine OP der Mutter kann Grund für abruptes Abstillen sein oder großer, plötzlich auftretender, psychischer Stress.
Und leider geben einige Mütter die Stillbeziehung zu schnell auf, wenn es nicht auf Anhieb klappt. Aus Unerfahrenheit, Unsicherheit, Stress, Verzweiflung, Ängsten, dass das Baby nicht gut genug versorgt wird etc.
Klappt das Stillen direkt nach der Geburt nicht sofort, sollte auf keinen Fall aufgegeben werden! Geschulte Hebammen oder Stillberater sind die erste Anlaufstelle, die mit hilfreichen Tipps und Tricks die Stillbeziehung in Gang bringen können. Aufgrund von Bequemlichkeit keine Stillbeziehung einzugehen, raten wir komplett ab.
Das plötzliche bzw. abrupte Abstillen sollte wirklich Notfällen, vor allem medizinischen, vorbehalten sein und nicht beabsichtigt werden. Ein solches Vorgehen bedeutet für das Baby in den allermeisten Fällen Stress und kann sich sogar auf die Mutter-Kind-Bindung auswirken.
Bei Probleme rund ums Thema Stillen und Abstillen empfehlen wir dringend, jemandem vom Fach zu kontaktieren: Hebamme, StillberaterIn, Frauenarzt bzw. -ärztin, psychologische Beratung (gerade wenn sich die psychische Belastung auf die Milchproduktion auswirkt) usw.
Sanftes Abstillen – Vorteile für Mutter und Kind
Um den Bedürfnissen des Kindes voll gerecht zu werden, gehört neben einer ausgiebigen Stillzeit auch ein schonendes Abstillen. Die Bindung, die während der Stillzeit zwischen Säugling und Mutter aufgebaut wird, kann durch ein abruptes, oder gar erzwungenes Abstillen zu viel Frust, Tränen, Trauer und Schmerz auf beiden Seiten führen. Hat man die Möglichkeit und ist nicht medizinisch auf ein schnelles Abstillen angewiesen, bietet das sanfte Abstillen über mehrere Monate eine sehr stressfreie Möglichkeit die Stillbeziehung zu beenden und auch ein absehbares Ende dieser Beziehung zu erreichen.
Unsere Erfahrung mit Sanftem Abstillen.
Für uns bedeutet sanftes Abstillen eine Mischung aus natürlichem Abstillen und doch dem Zeitpunkt gewählten. Wenn man dem Kleinkind immer aktiv Nahrung und Wasser anbietet, ganz ohne Zwang und absichtlich auslassender Brustmahlzeit, kann das Abstillen auf die sanfte Art für beide eine ganz tolle und stressfreie Zeit werden, die die komplette Stillbeziehung in wunderbarer Erinnerung lässt.
Deine Stillzeit war unvergesslich und du hättest gerne ein Erinnerungsstück an diese besondere Zeit? Mit Muttermilchschmuck kannst du diese Phase in deinem Leben immer bei dir tragen!
Du bist schon am Abstillen und hast nur noch wenig Milch zur Verfügung? Kein Problem, in unserem Beitrag Muttermilchschmuck – wie viel Milch zeigen wir dir, wie du auch mit wenig Muttermlich noch zu deinem Muttermilchschmuck kommst und wie du deinen Muttermilchschmuck selbst herstellst!